638
Xxv. §. 11. Entwicklung neuer Gegensätze.
den Gesetze vorher zu berathen und gutzuheißen. Die Kammern
dursten die Minister in Anklagestand versetzen, und welche Minister
„das Vertrauen der Kammer verloren hatten", mußten abtreten. Mit
dieser Charte war Ludwig Xviii. bei seiner Wiedereinsetzung dem
französischen Volke 1813 entgegengekommen. Aber wie hatte er diesen
gährenden Vulcan durch dergleichen Verfassungsformen beruhigen kön-
nen? Und hätte er auch noch größere Rechte dem Volke eingeräumt,
niemals würde doch die republikanische, die revolutionäre Partei (die
linke Seite der Kammer) sich zufrieden erklärt haben. Und hätte er
auch die alten Stände in alle ihre Rechte eingesetzt und nach Mög-
lichkeit den Glanz und die Formen des alten Königshofes wieder her-
gestellt, so würde er den Verdruß der königlich gesinnten Partei (rechte
Seite der Kammern) über die Verluste, die sie während der Revolu-
tion erlitten, und ihren Haß gegen die Anhänger Rapoleon's nie
beschwichtigt haben. Nur Buße, gründliche Buße für alle Schanden
und Thorheiten, Verbrechen und Laster seit 50 und mehr Jahren hätte
Frankreich wieder in die rechten Geleise zurückführen können, und die
wollte es nicht thun und wird es nicht thun. Elend schwankte es hin
zwischen Opposition links und Opposition rechts, berufenen und wie-
der aufgelösten Kammern, neu eintretenden und wieder zurücktretenden
Ministerien, Ausnahmegesetzen und Verschwörungen. Da war an keine
Beruhigung der Parteien zu denken, denn das heillose Princip der
Regierung blieb stets dasselbe, daß die obrigkeitliche Gewalt, wenn
nicht vom Volk ausgehe, doch mit dem Volke zu theilen sei.
Diese jämmerlich haltlose Regierungsform, dies Zweikammersystem
mit beständigem Minifterwechsel und Gesetzgebung durch zufällige Mehr-
heit oder Minderheit Einer Stimme galt nun sämmtlichen Liberalen
in allen Ländern des europäischen Continents als das höchste politi-
sche Gut und erstrebungswürdigste Ziel. Denn leider waren durch den
langen Verkehr mit französischen Heeren und Ideen Massen von Li-
beralen unter allen Völkern zu finden, in Italien und Spanien, in
Dänemark und Rußland, in allen Ländern, die unter absoluter Kö-
nigsherrschaft gestanden hatten. In Rußland freilich sah Kaiser
Alexander und noch mehr sein nüchterner und pflichtgetreuer
Nachfolger Nico laus (1825—55) sehr bald, daß die französi-
schen Ideen nur eine heillose Verwirrung der Gemüther und ruch-
lose Thaten zur Folge hätten, und kam schnell davon zurück. So auch
in Oestreich. Dagegen Spanien und Portugal, die italie-
nischen Staaten, endlich auch Griechenland, das sich von der
türkischen Herrschaft losriß und 1822 zu einer Republik, 1832 zu
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xviii Ludwig Alexander Alexander Nico
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Italien Spanien Dänemark Oestreich Spanien Portugal Griechenland
640
Xxv. §. 11. Entwicklung neuer Gegensätze.
tägiger Barricadenkampf in Paris endigte mit der Versagung der kö-
niglichen Familie aus Frankreich und mit der Erhebung des „Bür-
gerkönigs" Louis Philipp aus der Seitenlinie der Orleans auf
den neubefleckten und geschwächten Thron. Wie ein zündender Funke
fiel diese französische Julirevolution in den überall aufgehäuften Zun-
der der „liberalen" Mißstimmung. Belgien riß sich von Holland
los und wurde unter Zustimmung der Großmächte zu einem besondern
Königreich mit französischer Verfassung erhoben. Polen versuchte
seine verlorene Unabhängigkeit wieder zu gewinnen, wurde aber nach
zweijährigem harten Kampf durch die russischen Heere überwältigt. In
Spanien und Portugal brachen neue verheerende Bürgerkriege
aus. In Italien konnte der Geist der Empörung nur durch den
Einmarsch östreichischer Truppen gedämpft werden. Die Schweiz
war von Hader und Spaltungen erfüllt, und ward durch Aufnahme
einer Masse politischer Flüchtlinge, besonders Polen, der Mutterschooß
fortwährender Unruhen und Revolutionsversuche in sämmtlichen Nach-
barstaaten. Selbst in England regten sich aufständische Versuche und
eine Reform des Parlaments nach französischen Principien ward durch-
gcsetzt. Wie hätten die deutschen Länder davon unberührt bleiben
sollen? Unmittelbar nach der französischen Julirevolution brach in
Braun schweig ein Aufruhr aus, der Fürst des Landes ward ver-
jagt, sein Bruder mußte eine liberale Verfassung bewilligen. Die
Fürsten von Hessen-Cassel und Sachsen wurden gezwungen, ihre
Herrscherrechte mit Mitregenten zu theilen und gleichfalls liberale Ver-
fassungen anzunehmen. Aehnlich ging es mit Hannover, welches
damals noch mit England verbunden war (1837 nach dem Tode Wil-
helm's Iv. von England bekam Hannover wieder seinen eignen
König, Ernst August, und die liberale Verfassung ward etwas ein-
geschränkt). Die Partei der Liberalsten aber im südlichen Deutsch-
land, die linke Seite in den Kammern, und Alles, was von unruhigen
Geistern und politisch überspannten oder sittlich verkommenen Menschen
sich zu ihnen hielt, suchten die revolutionären Bewegungen noch ganz
anders in ihrem Sinne auszubeuten. Sie wollten ganz Deutschland
zu einer großen „untheilbaren Republik" machen, und alle Nachbar-
staaten desgleichen. Auf dem sogenannten Hambach er fest (1832),
wo 30,000 solcher verwirrter und thörichter Köpfe beisammen waren,
ward dieser Plan öffentlich verkündigt, und zu Frankfurt sollte durch
Zersprengung der Bundesversammlung mit der Ausführung begonnen
werden. Aber das ganze Unternehmen scheiterte in kläglicher Weise
und strenge Verordnungen und Maßregeln der Regierungen gegen die
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Extrahierte Personennamen: Louis_Philipp Philipp Ernst August
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Holland Spanien Portugal Italien England Hessen-Cassel Sachsen England England Deutschland Hambach Frankfurt
Xxv. §. 11. Entwicklung neuer Gegensätze.
641
Unruhestifter in den Zeitungen und in den Kammern brachten bald
Alles wieder zur Ruhe. Aber nur äußerlich. Im Innern der Ge-
müther dauerte die Gährung fort und sollte nach einem neuen An-
stoß von Frankreich her zu einem furchtbaren Ausbruch führen. Dort
hatte sich der König Louis Philipp durch schlaue Benutzung der
Umstände achtzehn Jahre auf dem erschlichenen Thron zu erhalten ge-
wußt, unter unaufhörlichem Ministerwechsel, Aufständen, Barricaden,
Höllenmaschinen, Mordversuchen, unter dem wüthenden Haß der Re-
publikaner und Communisten, welche ganz Frankreich mit einem Retz
von geheimen Gesellschaften und Verschwörungen bedeckten, unter dem
geheimen Groll der Legitimisten, welche das Haus Bourbon, und der
Bonapartisten, welche den jungen Louis Napoleon auf den Thron
wünschten. Louis Philipp glaubte sich hinlänglich gedeckt, wenn
er die Wohlhabenheit der Mittelclassen (besonders zu Paris) zu för-
dern suchte. Er schien kein höheres Menschenglück zu kennen, als
den Reichthum, und soll sich selbst an Handelsunternehmungen be-
theiligt haben. Eine furchtbare Sittenlostgkeit war unter seiner Re-
gierung in ganz Frankreich, besonders unter den höheren Ständen
offenbar geworden. Die gemeinsten Verbrechen, als Mord und Dieb-
stahl wurden von den höchstgestellten Personen, von Herzögen und
Grafen verübt. Jedermann sah oder ahnte, daß ein Wechsel, ein Um-
schwung erfolgen müsse. Der Herr Gott hatte es dem Könige selbst
durch den plötzlichen Tod seines Sohnes und Nachfolgers in's Herz
gedonnert (1842). Endlich erging auch über ihn das Gericht, und
eine neue Revolution zu den unzähligen anderen Revolutionen schuf
Frankreich abermals zu einer Republik um (1848). Es war das
das Werk einer über den ganzen Westen und Süden Europa's ver-
breiteten republikanischen Partei, welche unter dem Namen junges
Italien, junges Frankreich, junges Deutschland, junges Polen, junges
Europa die tollsten Hitzköpfe und haltlosesten Vagabunden und ver-
kommensten Bösewichter in ihren Reihen vereinigt und 1846 und 1847
schon in Posen , Krakau und Galizien, in der Schweiz, in Rom und
dem übrigen Italien ihre empörerischen Unternehmungen begonnen
hatte. In Frankreich fand sie trefflich bereiteten Boden. In einem
Umsehen, ohne viel Vorbereitung, in wenig Stunden war das hohle
und wurzellose Julikönigthum umgestürzt und eine provisorische Re-
gierung eingesetzt. Jndeutschland war Baden, zwischen Schweiz
und Frankreich eingeklemmt, der trefflichste Stützpunkt. Dort konnte
ohne Weiteres die Republik proclamirt werden. In Wien, in Berlin
war trefflich vorgearbeitet. Ehe man sich's versah, war die Regie-
v. Rohden, Leitfaden. 41
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Louis_Philipp Philipp Louis_Napoleon Napoleon Louis_Philipp Philipp Gott
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Paris Frankreich Frankreich Italien Frankreich Deutschland Europa Posen Krakau Galizien Schweiz Rom Italien Frankreich Frankreich Wien Berlin
Xxv. §. 2. Die Revolutionen in England und der Deismus. 863
päpstliche Einfluß. Dazu kam dann der voreilige und unbesonnene
Eifer des Erzbischofs Laud, der durch die Einführung der bischöflichen
Kirchenverfassung und Gottesdienstordnung ganz Schottland in Aufruhr
brachte und in England alle puritanischen und presbyterianischen Refor-
mirten zur äußersten Widersetzlichkeit aufftachelte und sich die Schaar
der Independenten und Levellers groß zog, die von der Verwerfung
alles kirchlichen Regiments bald bis zur Verwerfung alles König-
thums fortschritt und völlig in die Bahn der ehemaligen Münzer-
schen und wiedertäuferischen Fanatiker in Deutschland einlenkte. Wäh-
rend aber der König Karl I. ein durchaus haltungsloser, unzuverlässi-
ger und schwankender Mann war, der Niemand Vertrauen einflößte
und durch seine Eingriffe in die verfassungsmäßigen Rechte der Na-
tion eine allgemeine Mißstimmung gegen sich und die königliche Re-
gierung überhaupt erregt hatte, stellte sich an die Spitze der religiö-
sen Eiferer Cromwell, ein Mann von außerordentlichem Talent,
von eiserner Festigkeit und glühendem Eifer. Was Wunder, daß ihm
der Sieg zufiel? Schon war es zum Bürgerkrieg gekommen. Dem
königlichen Heere stand ein Parlamentsheer gegenüber. Diesem Par-
lamentsheer aber wußte Cromwell seine puritanische Begeisterung
einzuhauchen; eine streng sittliche Mannszucht, Psalmensingen, Gebet,
biblische Vorlesungen fand man in jedem Zelt; alle Gemüther waren
durchdrungen von der Nothwendigkeit, den bisherigen Unruhen und
Verwirrungen durch Aufrichtung eines wahrhaft christlichen (pu-
ritanischen) Staatswesens ein Ende zu machen. Um einen solchen
Gottesstaat aber aufrichten zu können, schien es unvermeidlich, das Kö-
nigthum abzuschaffen. So däuchte am Ende die Hinrichtung des Kö-
nigs der immer mehr sich erhitzenden puritanischen Partei eine reli-
giöse Pflicht. Am 30. Januar 1649 fiel Karl's Haupt auf dem
Schaffet. Cromwell, obgleich er anfangs den Königsmord nicht
hatte zugeben wollen, war doch durch seine inneren Gesichte und Ein-
gebungen, denen er mehr traute als Gottes Wort, und durch seine
alttestamentlich theokratischen Erwartungen und Pläne zuletzt zur Zu-
stimmung bewogen. Jetzt stand er an der Spitze einer puritanischen
Republik. Und wie verwirklichte er nun seinen erträumten theokrati-
schen Staat eines heiligen Gottesvolks? Er vernichtete die katholische
Macht in Irland, er zersprengte das Heer der Königsfreunde (Roya-
listen) und das Parlament, welches ihm die Alleinherrschaft streitig
machte, und ließ sich durch ein neuberufenes, aus gottesfürchtigen aber
beschränkten Puritanern zusammengesetztes Parlament die königliche
Gewalt unter dem Titel eines Protectorö übertragen. Allein das
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
592 Xxv. §. 7. Die französische Revolution.
lichkeit dieser Elenden sah, ließ sie ans feiger Schwachheit ruhig ge-
währen. Sie verlangten einmal, zweimal Notabelnversammlungen,
Ludwig berief einmal und zweimal Notabeln — ohne Gewinn. Sie
verlangten die Aufhebung des Parlaments, er hob die Parlamente
auf; sie wünschten ihre Wiederherstellung, er stellte sie wieder her.
Sie glaubten, daß Reichsftände berufen werden müßten, er rief die
Reichsstände zusammen — ein getreues Echo, aber kein König. Und
als nun 1789 die Reichsstände beisammen waren, die Minister keinen
Rath mehr wußten, dagegen die kecken Stimmführer aus den Stän-
den heraus anfingen, zu gebieten, da gehorchte der König, wieder
nicht minder furchtsam, dem herrischen Ansinnen jener trotzigen Män-
ner, vor allen Dingen dem reichbegabten, aber sittlich schon tief herab-
gewürdigten Mirabeau. Der König will eine getrennte Bera-
thung der drei Stände, Mirabeau will ein Aufgehen des Adels
und der Geistlichkeit im dritten Stand, eine ungetheilte National-
versammlung, und der König giebt nach. Der König will seine
Minister entlassen und neue berufen, die Führer der Nationalversamm-
lung verlangen die Beibehaltung des eitlen und rathlosen Ne cker, und
der König giebt wieder nach. Die tausend Strudelköpfe, die in der
Nationalversammlung saßen, waren Herren von ganz Frankreich und
beschlossen und rissen nieder und setzten fest, was ihnen heute oder
über Nacht eben in den Sinn kam. Ohne Weiteres schafften sie alle
Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit ab, alle Privilegien der
Provinzen, der Städte, der Zünfte und Corporationen, rissen tausend-
jährige geheiligte Bande auseinander, raubten willkürlich fremdes
Eigenthum, und — der König bestätigte, genehmigte Alles und Alles,
bis Nichts mehr zu bestätigen und genehmigen war. Auch sein eig-
nes Erniedrigungsurtheil, den Beschluß, daß des Königs Widerspruch
die Beschlüsse der Nationalversammlung nur aufschieben, nicht verhin-
dern solle, hat der unglückliche Monarch unterzeichnet, und eine soge-
nannte Constitution, welche das Volk mit seinen Wahlmännern und
Erwählten zum Herrn, ihn aber zum Diener machte, hat er mit
ausgebreiteten Händen „am Altäre des Vaterlandes" beschworen.
Und doch hatte er längst erfahren, was es heiße, das Volk, die Masse,
den Pöbel ztim Herrn haben. Auch die Nationalversammlung hatte
es erfahren. Berathungen, Erfahrungen, Gründe, Thatsachen — das
alles hatte längst keine Geltung mehr; nichts als die rohe Gewalt
des von rasenden Führern geleiteten Pöbels'. Was der Pöbel, na-
mentlich der Pariser Pöbel verlangte, das mußte die Nationalver-
sammlung beschließen; was der Pöbel that, die scheußlichsten Gemein
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Xxv. §. 7. Dir französische Revolution. 893
heiten und Verbrechen, das mußte der König gutheißen. Die Pa-
riser Citadelle, die Bastille, ward unter greulichen Abschlachtungen vom
Pöbel zerstört, und der König — billigte das. Die königlichen Trup-
pen in Paris wurden vom Pöbel meuterisch überfallen, es wäre ihnen
ein Leichtes gewesen, diese elenden Haufen zurückzuwerfen; aber sie
durften sich nicht wehren, sie mußten sich aus der Stadt, aus der
Umgegend zurückziehen, wehrlos übergab der König sich und seine
Treuen den thierischen Leidenschaften der gereizten Pöbelrotten. Er
„wollte nicht, daß um seinetwillen ein Tropfen Bürgerblut vergossen
würde," und sah nicht ein, daß er durch seine pflichtvergessene Weichher-
zigkeit ganz Frankreich in einen ungeheuren Pfuhl unschuldig vergossenen
Blutes verwandelte, in dem auch er selbst mit all den Seinigen ersticken
sollte. O wie haben sie gegen ihn um Rache geschrieen, alle die
Seelen Derer, die um des Unverstandes und der feigen Gutherzigkeit
des Königs willen unter den Mordfäusten der Pikenmänner und Kan-
nibalen in Paris und ganz Frankreich einen martervollen Tod erdul-
deten. Alle die getreuen Freunde des Königs, welche ohne Weiteres
auf den Straßen aufgegriffen und an die Laternenpfähle aufgeknüpft
wurden, alle die Köpfe der bis in den Tod getreuen Leibgardisten, die
auf Piken vor dem Wagen des Königs her mit rasendem Tanz und
Gebrüll von Versailles nach Paris geschleppt wurden, alle die in
ihren Schlössern und Landhäusern niedergemachten Adligen, die er-
schlagenen, ersäuften, niedergestoßenen, erschossenen oder erwürgten
ruhigen Bürger der treuen Städte, sie klagten laut den schwachen
König an, daß er seines Amtes nicht wahrgenommen, daß er das
Schwert, welches Gott ihm anvertraut, zu verbrecherischen Ge-
waltthaten dem Pöbel in die Hände geliefert habe. Und schon wurde
das Schwert wider ihn selber gekehrt. Schon, als die tobende Rotte
von Taugenichtsen und Megären mit dem Nationalgardehelden, dem
schwachköpftgen und haltlosen La faye tte an der Spitze, den Monar-
chen als einen Gefangenen aus seiner Residenz Versailles nach Paris
holte, hatten sie das Leben der Königin und sein eignes Leben be-
droht. Aus der Gefangenschaft in seinem Schlosse in Paris war
dann kein Entweichen mehr. Da er es im Juni 1791 versuchte und
schon fast die Grenze erreicht hatte, ward er erkannt und als ein ent-
sprungener Sträfling zurückgebracht, als ein zum Tode verurtheilter
Miffethäter in den Gemächern seines Schlosses bewacht. Ein Jahr
später ertönte das toddrohende Wuthgebrüll des trunkenen Mörder-
haufens schon in den Gängen und Sälen, in dem Cabinet des Kö-
nigs selbst, schon streckten sich nach der geheiligten Person des Königs
v. Rohdcr», Leitfaden. 38
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Paris Frankreich Versailles Paris Versailles Paris Paris
096 Xxv. §. 7. Die französische Revolution.
ersten zu kosten. Wie sanken seine Paläste in Asche, wie wurden seine
Wappen zertrümmert, seine Schätze geraubt, seine Besitzungen zerstreut
— die Hälfte endete auf dem Schaffst, die andere Hälfte lebte in
trauriger Verbannung in der Fremde und mußte zum Theil durch
ihrer Hände Arbeit sich ein kümmerliches Auskommen suchen. Und die
Geistlichkeit? Wie lange hatte die gesummte jansenistische Partei
(S. 587) schon gegen das ganze katholische Kirchensystem geeifert, in die
allgemeinen Forderungen nach Freiheit und Ungebundenheit eingestimmt.
Sie waren die Ersten gewesen, welche in der Nationalversammlung sich
mit den Abgeordneten deö Volks vereinigt hatten. Ein Bischof hatte
zuerst den Vorschlag gemacht, die geistlichen Güter als Staatseigen-
thum anzusehen und zu verkaufen. Da, meinten sie, hätten sie der
Macht Babel's (Rom's) einen gewaltigen Schlag beigebracht. Nun
erst, hieß es, werde die Geistlichkeit, ihres Vermögens beraubt, gezwun-
gen sein, sich wahre Verdienste zu erwerben. Aus den Vätern, Leh-
rern und Seelsorgern der Gemeinden, die bisher nur dem Papst
und der Kirche verantwortlich waren, wurden jetzt wählbare und ab-
setzbare Beamte der Nation, die ihren Sold aus der Staatscasse
empfingen und den Staatsgewalten ihren Eid leisten mußten. Es ist
wahr, eine große Zahl treuer Priester verweigerte den Eid — aber die
meisten von ihnen mußten fliehen, sich verbergen oder durch die Guillo-
tine sterben. Die übrigen, welche die Tollheiten der Volksbeglücker
mitmachten, wurden vom Papst in den Bann gethan, von allen ernste-
ren und treuen Gemüthern namentlich unter dem Landvolk verachtet
und gemieden. Auch sie fanden, meist selber von peinigenden Ge-
wissensbissen verzehrt, ihr Ende in dem weitgeöffneten Abgrund von
Blut und Leichen, der sich nach der Hinrichtung des Königö über ganz
Frankreich immer schrecklicher aufgethan, und das ganze Land und Volk
dem König nachzuziehen drohte in den Fluch einer gänzlichen Vernichtung.
Aber es waren den frömmeren Seelen noch größere Schrecken
aufbehalten als Kerker und Guillotine. Elende Buben unter den Prie-
stern, die ihre Seele um ein bischen Pöbelgunst verkauften, mit dem
Erzbischof von Paris an der Spitze, erklärten Ende 1793 alle Predigt
des Evangeliums, das ganze Christenthum für eine große Lüge, für
einen infamen Betrug, und der Convent decretirte, das Christenthum
sei abgeschafft. Bei Todesstrafe durfte kein Mensch mehr beten, singen
oder Erbauungsbücher haben, die Kirchen wurden geplündert und zer-
stört, die Glocken eingeschmolzen, die Altäre und heiligen Gefäße ge-
schändet, die Gräber entweiht, selbst die christliche Zeitrechnung umge-
stürzt und ein heidnisch-republikanischer Kalender eingeführt. O ihr
armen, reinen, zarten, jungfräulichen Seelen, was mögt ihr in solcher
Schreckenszeit des Antichristenthums empfunden haben, wo man in
gieriger Lüsternheit euch herausriß aus dem Schooß eures stillen Fa-
milienkreises, um euch schamlos entblößt im altheidnischen Götterkoftüm
als Vernunftgöttinnen unter der zuchtlosen Pöbelrotte auf einer Bahre
sitzend einherzutragen, halbnackte, unfläthige Männer und Weiber mit
greulichen Schandgesängen vor euch hertanzend, und die Feste der Ver-
nunft mit viehischer Trunkenheit und Unzucht feiernd. Ach wie viel
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Xxv. §. 7. Die französische Revolution. 597
Unschuld ist da gemordet, wie viel Todessamen da in die jugendlichen
Herzen und Leiber eingesäet! Wie glücklich waren dagegen noch die
Hunderttausende zu preisen, welche, ersäuft, oder von Kartätschen zer-
schmettert, oder vom Fallbeil getroffen, ein schnelles, muthiges Ende
nahmen. Auch die Todesschrecken verlieren ihre Wirkung durch die
tägliche Gewöhnung. Da man täglich nichts Anderes als Blut und
Leichen sah, ward man gegen den Anblick abgestuinpft, da man stünd-
lich die Abführung in's Gefängniß oder vor das Tribunal erwarten
mußte, so gewöhnte man sich an den Gedanken und sah dem schreck-
lichen Augenblick mit verhältnißmäßiger Ruhe entgegen. In den Ker-
kern traf man jederzeit die beste Gesellschaft. Alles, was vornehm,
reich, gebildet, in irgend welcher Weise ausgezeichnet war, das hatten
die Schreckensmenschen des Convents dorthin gebracht. Der franzö-
sische Leichtsinn wußte sich auch in dieser schauerlichen Zeit sein Ver-
gnügen zu suchen. In dem Kerker selbst, nur wenig Schritte von der
Guillotine scherzte, sang und lachte man, erlustigte sich, wo man's ha-
den konnte, bei Wein und Braten und setzte eine Ehre darein, sich mit
Standhaftigkeit zum Tode führen zu lassen. Und wie hätte das ge-
meine Volk, dieser entartete Haufe nicht gleichgültig werden sollen
gegen die unzähligen Hinrichtungen. Wo man täglich die Karren mit
den Verurteilten zum Richtplatz fahren sieht, täglich 30 bis 40, gar
60 bis 80 Häupter auf demselben Platze fallen sieht, wo die edelsten
Namen, wo Männer und Frauen, wo die eben noch mächtigsten Führer
und Volksredner um die Wette das Blutgerüst besteigen und Alle mit
heiterm Muthe oder angenommener Gleichgültigleit zum Tode gehen,
da ist es kein Wunder, daß man zuletzt selbst vergißt, was das Men-
schenleben denn eigentlich auf sich hat. Da war es denn etwas ganz
Neues, Unerhörtes, Grausiges, als gegen Ende der Schreckenszeit ein
elendes Weib, eine ehemalige Maitreffe Ludwig's Xv-, auf die Blut-
buhne geschleppt wurde, und unter all den ruhigen, gefaßten, gleichgül-
tigen Delinquenten in entsetzlicher Todesangst mit Zetergeschrei und
Flehen um ihr Leben, überall sich anklammernd, wehrend, sträubend,
unter schrecklichen Konvulsionen dahinfuhr. Das brachte auch bei den
rohesten Zuschauern allerlei Gedanken hervor, da fing man an sich zu
besinnen, was man denn eigentlich thue, in welches Meer von Blut
man hineingewatet sei, wohin man auf diesem Wege endlich kommen werde.
Denn schon waren alle Häupter, Führer und Väter der Revolu-
tion von demselben gräßlichen Schlund verschlungen worden. Zuerst
vor und nach der Hinrichtung des Königs tödtete man doch nur die
königlich gesinnten Freunde der Ordnung und des Christenthums.
Nachdem man aber mit den Anhängern des Königthums glaubte auf-
geräumt zu haben, tödteten die wilden oder rothen Republikaner (Berg-
partei) die gemäßigten, anständigen, ehrbaren Republikaner (Gironde).
Dann wurden die wilden Republikaner wieder von noch wilderen als
Volksverräther umgebracht, bis zuletzt nur noch ein Paar der wildesten
übrig blieben, eingefleischte Teufel, welche der ganzen Welt gern den
Hals abgeschlagen hätten, um sich selbst zu Alleinherren zu machen.
An ihrer Spitze Robespierre, dieser seichte Kopf mit einem halben
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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598 Xxv. §. 8. Napoleon, die Geißel Gottes über die Welt.
Dutzend verbrauchter Redensarten von Freiheit und Völkerglück, aber
mit glühender Seele nach der Alieingewalt trachtend, ohne Gefühl,
ohne Rücksicht, ohne Erbarmen, ohne Verständniß für irgend Etwas
außer für seine eigne Person und seine Leidenschaften. Wie zitterte
Frankreich vor ihm! Von feinen Winken hingen die Jakobiner ab, von
den Jakobinern wieder der Convent und der Sicherheits- und Wohl-
fahrtsausschuß und der Bürgerrath von Paris und die 40,000 Revo-
lutionstribunale in allen Gemeinden Frankreichs und die ganze Revo-
lutionsarmee und die Tausende von Henkersknechten im ganzen Lande.
Täglich wurden seine Todtenlisten länger, sein Haß fürchterlicher, sein
Mißtrauen unversöhnlicher. Seine besten Freunde und Anhänger wa-
ren keine Stunde ihres Lebens sicher. Aber auch der Schrecken, auch
die Furcht hat ihre Grenzen. Wie der geängstete Hirsch sich in seiner
letzten Noch umwendet und auf den Jäger stürzt, so endlich der Ueberrest
des Convents, so Paris und Frankreich auf seinen Tyrannen. Im Juni
1794 ward der blutigen Greuelwirthfchaft ein vorläufiges Ende ge-
macht, Robespierre und sein scheußlicher Anhang waren die Letzten,
welche die Guillotine hinwegraffte. Alles athmete auf, die Kerker
wurden geöffnet, die gewöhnlichen Beschäftigungen wieder ausgenom-
men, das Christenthum wieder geduldet, der feinere Ton wieder einge-
führt. Die Gebildeten gewannen wieder das Uebergewicht über die
zerlumpte Pöbelmasse, die Goldjugend schlug die letzten Zuckungen der
alten Pöbelherrschaft nieder. Viele Flüchtlinge und Ausgewanderte
kehrten zurück, man faßte die Möglichkeit einer Wiederherstellung des
Königthums in's Auge. Aber es sollte erst noch etwas ganz Anderes
kommen. Napoleon's Zwingherrschaft stand jetzt bevor. Vorläufig
wurde seit 1795 die Regierung durch fünf Directoren geleitet.
§. 8. Napoleon, die Geißel Gottes über die Welt.
Die französische Revolution war nicht etwa ein Ereigniß, welches
auf ein Land, ein Volk, eine Zeit beschränkt blieb, sondern es war
wie ein in's Wasser geworfener Unrathhaufen — bis an's Ufer pflan-
zen sich die Schwingungen des Wassers fort, und rund umher wird
Alles schmutzig, gelb und trübe. Waren doch über ganz Europa bis
in den äußersten Norden und Osten hin dieselben Gesinnungen, An-
schauungen, Hoffnungen, Wünsche verbreitet. Der erste Schlag, der
in Frankreich fiel,-erregte bei allen „aufgeklärten" Leuten in ganz Eu-
ropa einen wahren Beifallssturm; eine zuversichtliche Erwartung, daß nun
die ersehnte Zeit allgemeiner Glückseligkeit, Gerechtigkeit, Tugend und
Freiheit gekommen sei. Zwar als nun das Spiel in Frankreich wei-
ter ging, als die zähnebleckende Gier in aller ihrer viehischen Unzucht
und Mordlust an's Ruder kam, da ging ein heilsames Erbeben durch
alle ernsteren Seelen und sie wandten sich mit scheuem Entsetzen von
solch kannibalischer Gemeinheit ab. So hat sich z. B. Schiller er-
nüchtert, und nachdem er anfangs den französischen Patrioten laut zu-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Schiller
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Frankreich Paris Frankreichs Paris Frankreich Gottes Europa Frankreich Frankreich
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Xxv. §. 11. Entwicklung neuer Gegensätze.
rung Wiens, ja Oestreichs, in den Händen bartloser Studenten
und Zeitungsschreiber; Staatskanzler Metternich ward vertrieben,
Kaiser Ferdinand zur Flucht genöthigt, eine Nationalversammlung
aufgerichtet, das ganze Kaiserreich bis in seine Grundfesten erschüttert.
Und nicht viel besser ging es in jenen schimpflichen Märztagen des
Jahres 1848 in Berlin. Auch dort, wie in allen Städten Deutsch-
lands die verabredeten Forderungen: Preßfreiheit, Volksvertretung,
Vereinsrecht, mündliches Gerichtsverfahren, Bürgerwehr u. s. w. Der
König, der schon ein Jahr vorher die landständische Verfassung zum
Abschluß gebracht hatte und einer freien Verfassung nicht abgeneigt
war, gewährte fast Alles, was gewünscht wurde. Aber um die Ge-
währung der Forderungen war es ja der nichtswürdigen Rotte nicht
zu thun, sondern um Tumult, Aufruhr, Barricadenkämpfe, Minister-
wechsel,- Nationalversammlung, Zeughausplünderung, Pöbelherrschaft,
wie das alles denn auch in Berlin bis zum November 1848 reichlich
zu sehen war. Die dritte deutsche Stadt, welche zum Hauptheerd
der tollen Deutschthümlerei ausersehen war, war die Bundesstadt
Frankfurt. Dort war die Bundesversammlung schnell beseitigt, und
an ihrer Stelle tagte das Reichsparlament mit dem Erzherzog Jo-
hann als Reichsverweser an der Spitze. Viele ehrenwerthe Männer
waren da zusammen gekommen, die wirklich das Beste Deutschlands
suchten, und Preußen an die Spitze eines einigen eng verbundenen
Deutschlands, nicht mehr eines Staatenbundes, sondern eines Bun-
desstaates stellen wollten. Aber sie gingen dabei nicht die Wege des
Rechts und der Gerechtigkeit. Auf dem gewaltsamen und unordentlichen
Verfahren konnte der Segen Gottes nicht ruhen. Die republikanische
Partei in der Versammlung, längere Zeit grollend zurückgedrängt,
brach immer offener hervor. Straßenkampf und schändlicher Meuchel-
mord in Frankfurt, blutiger Barricadenkampf in Dresden (Mai 1849)
und in mehreren preußischen Städten, offene Empörung der Pfalz
und Badens, wo nach dem Abfall des Militärs der Großherzog ver-
trieben ward, Einsetzung einer provisorischen Centralregierung in Stutt-
gart, nachdem der republikanische Rest des Parlaments Frankfurt
hatte verlassen müssen, — das waren die weiteren Maßnahmen und
Erfolge der Freiheitshelden und Wühler. Aber es nabm Alles ein
klägliches Ende. Wien war schon Ende October 1848 wieder in
den Händen der kaiserlichen Truppen und die Lombardei mit Ve-
nedig durch das Schwert des tapfern Radetzky den Empörern und
ihrem Werkzeug, dem Piemontesenkönig Karl Albert wieder entris-
sen. Berlin war im November 1848 durch die entschlossenen Mi-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Metternich Ferdinand Ferdinand Radetzky Karl_Albert Karl
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Berlin Berlin Deutschlands Deutschlands Meuchel- Frankfurt Dresden Badens Stutt- Berlin